Neurofeedback

Beim ILF Neurofeedback nach der Othmer Methode werden mithilfe von Elektroden die Gehirnwellen gemessen (Elektroenzephalogramm, EEG) und am Computerbildschirm aufgezeichnet und sichtbar gemacht.

„Tatsächlich nutzt das Gehirn die rückgemeldeten Signale wie einen Spiegel – und durch die Elektrodenpositionierung und die Feedback-Parameter wird festgelegt, welcher Bereich der neuronalen Aktivität visuell, auditiv und taktil dem Gehirn präsentiert wird. […] Das Neurofeedback-Training erweitert die Eigenwahrnehmung, die das Gehirn […] ganz automatisch für die Selbstregulation und Selbstoptimierung nutzt.“ (Segler, Weidemann & Reiniger (EEGInfo), 2021)

Die therapeutische Wirkung wird durch die Kombination von EEG und Neuro-Feedback-Software- Programmen erzielt, bei denen das Gehirn lernt, nachhaltig Gehirnwellen zu produzieren, die das Nervensystem und die Körperchemie wieder ins Gleichgewicht bringen, für ein adäquates und flexibles Erregungsmanagement.

Neurofeedback ist ein Fitness- Training für die Nervenzellen des Gehirns. Es trainiert verschiedene Gehirnfunktionen, wie z.B. Konzentration, Gedächtnis, Spitzenleistung, Kreativität, Entspannung etc.
Darüber hinaus kann Neurofeedback auf die individuellen Ziele und Bedürfnisse der PatientInnen oder KlientInnen angepasst werden. So verhilft es beispielsweise einem Sportler, einem Spitzenmanager oder Studierenden unter Leistungsdruck optimale Leistung zu entfalten und in Ruhepausen richtig zu entspannen. Das heißt, dass sich das Gehirn flexibler in das jeweils optimale Erregungsniveau einfindet, weder zu untertourig noch zu sehr überdreht.

Dank Neurofeedback werden den PatientInnen mit Konzentrations- oder Lernschwierigkeiten, Migräne oder Panikattacken ihre Gehirnaktivität, ihre Gedanken und Emotionen am Computerbildschirm sichtbar gemacht. Durch die mit dem Training einhergehende Stabilisierung des Nervensystems und der Reorganisation der Gehirnwellen, lernt das Gehirn, neue Gehirnprogramme zu entwickeln, die im Alltag bei Stresssituationen sowohl ein souveränes Verhalten mit höherer Belastbarkeit (Resilienz) als auch eine sofortige Zentrierung der Gehirnwellen (Flexibilität) ermöglichen.

Weitere Informationen finden Sie auch in dem Informationsvideo von Beemedic oder der Homepage von EEG Info Europe.


Anwendungsgebiete des Neurofeedback

Neurofeedback ist als sanfte und wirksame Heil- und Aufbaumethode wissenschaftlich anerkannt und wird in der Schweiz seit über 10 Jahren, in USA seit über 20 Jahren mit grossem Erfolg eingesetzt.

Wissenschaftliche Studien belegen, dass Neurofeedback bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit komplexen Beschwerden sowie bei alternden Menschen wirkt. Darüber hinaus kann es zur beruflichen oder physischen Kreativitäts- und Leistungssteigerung eingesetzt werden.

Neurofeedback hilft erwiesenermaßen bei einem weiten Spektrum von Krankheiten wie:

  • Aufmerksamkeitsstörung AD(H)S mit und ohne Hyperaktivität
  • Depressionen, Angst- und Panikstörungen
  • Konzentrationsstörungen
  • Vergesslichkeit und Gedächtnisstörungen
  • Lernschwierigkeiten
  • Schlafstörungen, wie Einschlafschwierigkeiten und Durchschlafschwierigkeiten
  • Kopfschmerzen und Migräne
  • Chronischen Schmerzen, z.B. Fibromyalgie, Morbus Sudeck
  • Stress und Burnout-Symptomatik
  • Nervosität und Reizbarkeit (Irritablität)
  • Prämenstruellem Syndrom PMS
  • Essstörung/Sucht
  • Störungen aus dem autistischen Spektrum
  • Alzheimer und Demenzerkrankungen
  • Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS)
  • Schlaganfall (Rehabilitation)
  • Tinnitus

FAQ´s

Mit wie vielen Sitzungen sollte man rechnen?

Beim Prozess des Neurofeedback handelt es sich um eine Form von Spiegelung der Erregbarkeit des Gehirns durch wertfreie Rückmeldung. Das heißt, das Gehirn bezieht Eindrücke aus der Umwelt auf sich und erkennt den eigenen Einfluss, es stellt eine Verbindung zwischen dem Geschehen und dem Erkennen her. Durch diese spezifische Rückmeldung von innen und außen ist das Gehirn in der Lage gezielt Selbstregulation und Selbstoptimierung anzupassen und in die eigenen Regelkreise zu integrieren.

Beispielsweise nutzen „Tänzerinnen […] die verspiegelten Wände im Trainingsraum, um ihre Haltung zu überprüfen und ihr inneres Empfinden für eine neue Pose damit abzugleichen. Für beide gilt: Je öfter sie das Neue üben, desto solider entwickeln sich ihre inneren Signale, so dass sie sich zunehmend völlig auf ihr inneres Empfinden verlassen können – ohne Hilfsmittel und ohne bewusste Kontrolle.“ (Segler, Weidemann & Reiniger (EEGInfo), 2021)

Wir arbeiten in Blöcken von zwanzig Sitzungen, in denen wir eine Evaluation machen, die zutreffenden Symptome notieren und bewerten, eine Testung durchführen und das eigentliche Training halten. Zum Ende dieser 20 Sitzungen werden die Symptome neu bewertet und die Testung wiederholt. An dieser Stelle wird mit dem Patienten neu entschieden, wie das Training weitergehen soll oder ob die Ziele soweit erreicht wurden, dass mit dem Training aufgehört werden kann.
Auch hier gilt natürlich als oberstes Gebot, das Neurofeedback an die jeweilige Situation anzupassen, denn es gibt immer wieder Ausnahmen.

In welchem Abstand sollten die Sitzungen erfolgen?

Wie bereits erwähnt handelt es sich beim Neurofeedback um einen Prozess.
Zu Beginn ist es zweckmäßig kürzer nacheinander die Reaktionen und Veränderungen zu erfassen und folglich in kürzeren Abständen eine Neurofeedback Sitzung abzuhalten um Anpassungen vorzunehmen. Sinnvoll ist es, mit zwei bis drei Sitzungen pro Woche anzufangen, und sie dann langsam auf einmal die Woche zu reduzieren. Minimum ist einmal die Woche beim Einhalten einer regelmäßigen Frequenz, um den Behandlungserfolg gewährleisten zu können.
Hier gilt natürlich ebenfalls als oberstes Gebot, das Neurofeedback an die jeweilige Situation anzupassen, denn es gibt immer wieder Ausnahmen.

Halten die Veränderungen vor?

Das Gehrin lernt etwas Neues und kann es auch ohne Feedback nach einiger Zeit wiederhohlen. Die durch das Neurofeedback gestärkten Verbindungen führen zu einer verbesserten Selbstregulierung. Dadurch ist das Gehirn in der Lage sein Erregungsniveau flexibler der Situation entsprechend anzupassen und neue Verhaltensweisen im Alltag zu zeigen.

Gibt es beim Neurofeedback Nebenwirkungen?

Neurofeedbacktraining kann, zu Beginn bei der Suche der optimalen Trainingsparameter, unerwünschte Wirkungen haben. Meistens ist dies eine Verstärkung der bestehenden Symptomatik. Solche Effekte sollten von kurzer Dauer sein, es sei denn falsches Training wird über längere Zeit fortgesetzt. Falsches Training kann Symptome verstärken anstatt zu lindern. Jedoch zeigen auch diese Veränderungen die Wirkung des Neurofeedbacks und leiten den Weg zur individuellen optimalen Trainingsfrequenz.

Wie ist die Studienlage bei Neurofeedback?

Der Bereich der Forschung in diesem Gebiet erweitert sich ständig. Laut dem Stand von 2017 gibt es um die 900 wissenschaftliche Fachartikel zum Thema Neurofeedback.
Einen Überblick über einen Teil der veröffentlichen Studien und Paper kann man bei EEG Info finden.

Information und Ergänzung zu Neurofeedback vom 29 April 2016:

Aufgrund anhaltender Fehlinformationen hat auf Nachfrage des BED e.V. nun die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg ebenfalls folgende Aussage getroffen:

„… Die KV Baden Württemberg beantwortet Anfragen zur Verordnungsfähigkeit von Neurofeedback entsprechend den Aussagen des GKV-Spitzenverbands. Möglicherweise kam es hier in der Vergangenheit zu Missverständnissen.

Allerdings besteht nach Aussage des GKV Spitzenverbands die Möglichkeit Neurofeedback, bei entsprechender Indikation, im Rahmen der zur Verfügung stehenden ergotherapeutischen Heilmittel (sensomotorisch – perzeptive Behandlung, Hirnleistungstraining / neuropsychologisch- orientierende Behandlung bzw. psychisch – funktionelle Behandlung) einzusetzen, wenn absehbar ist, dass damit das Behandlungsziel erreicht werden kann.

Auf die Verordnung sind die in der Heilmittel-Richtlinie aufgeführten ergotherapeutischen Heilmittel anzugeben. Die zusätzliche Aufführung der Technik Neurofeedback auf der Verordnung ist möglich. …“

Quelle: „BED e.v.

Kostenübernahme und ergotherapeutische Verordnung

Wenn Sie von Ihrem Arzt eine Heilmittelverordnung erhalten, bei der sensomotorisch – perzeptive Behandlung (ca. 45 Min.), bzw. psychisch – funktionelle Behandlung (ca. 60 Min.) eingetragen ist, kann Neurofeedback im Rahmen einer ergotherapeutischen Behandlung durchgeführt werden. Über eine ärztliche Heilmittelverordnung für Ergotherapie übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten einer Neurofeedback Behandlung.
Einige private Krankenversicherungen tun dies auch, jedoch ist es sinnvoll, vor Beginn einer Neurofeedback Behandlung mit der jeweiligen Versicherungsgesellschaft abzuklären, ob sie wirklich die Kosten für Ergotherapie übernehmen.

Der DVE e.V. (Deutscher Verband der Ergotherapeuten) hat im Januar 2010 und März 2011 Stellung zur Ausübung des Neurofeedbacks in der Ergotherapie genommen.
Die Stellungnahme ist eindeutig: Ergotherapeuten dürfen frei ihr Behandlungskonzept wählen und das Neurofeedback ist als solches anzusehen, da es wissenschaftliche fundiert ist. Für genauere Einsichten stellen wir Ihnen die Stellungnahmen gerne zur Verfügung.

Eine Stellungnahme der KVWL von Mai 2015 bestätigt die Aussagen des DVE und der GKV. Neurofeedback kann bei vorliegenden Indikationen im Rahmen einer ergotherapeutischen Behandlung erfolgen.